Die Weitergabe von Werten
Bei einem schon länger andauernden schriftlichen Austausch mit einem Mann (wir haben uns einmal gesehen) kam jetzt ein Thema auf, das mir immer mal wieder im Kopf herumspukt. Er ist Vater von drei Söhnen, wie ich auch Mutter von drei Söhnen bin. Nur meine sind ein wenig älter (21-26). Sie genießen es, wenn sie mit mir lange Gespräche führen können über Sinn und Werte im Leben. Sie stellen Fragen, die mich manchmal schier umhauen.
Aber es ging in dem Austausch eigentlich um das Cheaten, also die Unaufrichtigkeit und sexuelle Untreue. Auch darum, dass ca. die Hälfte aller Menschen in unserer Kultur schon einmal, mehrmals oder dauernd fremd gingen/gehen und dass Sexualität das einzige ist, das exklusiv zwischen Partnern ist.
Ich habe erzählt, dass meine Jungs durchaus schon zwei Partner erlebt haben bei mir und dass ich ihnen so zeige dass man nicht lügen oder betrügen muss, nur weil man eben Bedürfnisse hat, die die eigene Partnerin nicht erfüllen kann. Was nicht schlimm ist, solange man intern verlässlich ist. Auf diese Weise vermittle ich ihnen auch, dass eine Partnerschaft nicht immer monogam, aber die Familie auf der anderen Seite nicht gefährdet sein muss. Neue Beziehungsmodelle werden dadurch in die Köpfe der Kinder aufgenommen.
Vorgelebtes Beispiel prägt sich besser ein, als Lippenbekenntnisse. Wenn ich das Bild einer monogamen Beziehung meinen Kindern immer als Idealbild vorlebe und cheate, ist die Gefahr groß, dass diese Kinder meine Unaufrichtigkeit quasi als Erbschuld (moralisch verwerflich) wieder leben und weitergeben. Wie soll sich da an unserer (verlogenen) Gesellschaft etwas ändern?